meine Gesundheit Nr. 2-2014 - page 5

2/2014 meine gesundheit
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Lukas Maron 
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Beat Brechbühl
Die spezifische Anatomie des weiblichen Körpers und die
Hormone – das ist ein Duo, das es nicht immer einfach mit­
einander hat. Fast jede Frau kennt bestimmte daraus er­
wachsende Beschwerdebilder und Erkrankungen. Die hor­
monellen Einflüsse erleben Frauen unterschiedlich stark,
und die Reaktionen darauf sind so vielfältig wie der Mensch
selbst. Was widerfährt der Frau aber wirklich?
Der Reihe nach: Von der Geburt an steuern Hormone ver­
schiedene Prozesse im Körper. Zum ersten Mal wird dies of­
fensichtlich und direkt spürbar, wenn jungeMenschen in die
Pubertät kommen. Der Körper verändert sich äusserlich,
aber auch innerlich. Für die Mädchen bedeutet diese Um­
stellung unter anderemdas Eintreten der erstenMonatsblu­
tung und damit das Erreichen der Gebärfähigkeit, die durch
den weiblichen Zyklus gesteuert ist.
Tanz der Hormone
Der weibliche Zyklus beginnt mit
dem ersten Tag der Menstruation.
Mit der Blutung wird die alte
Schleimhautschicht der Gebärmut­
ter, die während des letzten Monats
aufgebaut wurde, abgestossen und
ausgeschwemmt. In der Folge baut
sich die Gebärmutterschleimhaut
wieder neu auf, und es kommt zum
Eisprung. Wird die Eizelle nicht be­
fruchtet, geht sie zugrunde, der
Schleimhautaufbau wird gestoppt
und der Zyklus endet mit dem letz­
ten Tag vor der Menstruation. Was
hier sehr vereinfacht beschrieben
ist, ist ein komplexer Prozess. Ver­
schiedene Hormone dirigieren ihn.
Wer das Abstossen der Schleimhaut mit der Mühsal eines
Wohnungsumbaus vergleicht, liegt nicht falsch. Bei vielen
Frauen ruft es mehr oder weniger starke Beschwerden her­
vor. «Ich habe meine Tage», heisst es. Damit will man in der
Regel knapp und umgangssprachlich erklären, was die Me­
dizin unter dem Begriff PMS, prämenstruelles Syndrom, zu­
sammenfasst. Die Zahl ist beeindruckend: Bis zu 50 Prozent
der Frauen leiden zwischen Eisprung und Zyklusende mehr
oder weniger heftig. Die Hormone spielen verrückt und der
Körper produziert Botenstoffe, die zu Schmerzen im Unter­
leib, Krämpfen und Brustspannungen führen können. Viele
Frauen kennen auch Störungen des seelischen Gleichge­
wichts und leiden unter Stimmungsschwankungen, Abge­
schlagenheit und Reizbarkeit.
Die zyklusbedingten Veränderungen in der Hormonpro­
duktion werden als mögliche Auslöser diskutiert, aber auch
die Ernährung, Stress und das Bewegungsverhalten schei­
nen eine Rolle zu spielen. Die genauen Ursachen des PMS
liegen aber bis heute imDunkeln.
Was kann helfen?
Je nach Schweregrad der Symptome kommen verschiedene
Therapiemöglichkeiten zur Behandlung von PMS-Be­
schwerden in Frage. Bei leichteren Fällen hilft oft eine Um­
stellung der Lebensgewohnheiten. Vor allem in der zweiten
Zyklushälfte sollten Sie genügend schlafen und Stress mög­
lichst vermeiden. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernäh­
rung mit wenig Salz und reduzieren Sie den Konsum von
Süsswaren, Kaffee, Alkohol und Nikotin. Sportliche Betäti­
gung und Spaziergänge fördern die Durchblutung und re­
duzieren dadurch die Krampfneigung des Gewebes.
Die Naturheilkunde hilft mit verschiedenen Kräutern, al­
len voran der Mönchspeffer (lateinisch: Agnus castus). Er hat
zyklusharmonisierende Eigenschaften, mildert PMS-Leiden
und Spannungsgefühle in der Brust. Je nach Gebrechen kann
er mit anderen Heilpflanzen kombiniert werden. Frauen­
mantel als Ergänzung wirkt krampflösend, schmerzstillend
und entzündungshemmend. Melisse und Passionsblume
hingegen kommen zum Einsatz, wenn die PMS-Beschwer­
den von Schlaflosigkeit, Reizbarkeit oder depressiver Stim­
mungslage begleitet werden. Auch die Einnahme vonNacht­
kerzenöl bewährt sich seit vielen Jahren.
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